Scrum ist ein beliebter Begriff in der agilen Welt, doch oft hört man auch den Ausruf: „Scrum taugt nichts!“
Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich jedoch, dass der Fehler nicht beim Framework liegt, sondern bei der Anwendung.
In diesem Beitrag entlarven wir einige gängige Missverständnisse und zeigen, warum Scrum in bestimmten Situationen wirklich nicht die beste Wahl ist – und was du stattdessen in Erwägung ziehen solltest.
Scrum taugt nicht, für solche oder ähnliche Szenarien wie dieses:
“Wir haben uns 18 Monate jeden Tag 14 Stunden die Finger für die User Storys wund geschrieben, wieso kommt die Entwicklung nicht voran?”, spie der Department Manager, einer Elektronikkette in Bayern, seinen Unmut über die schleppende Entwicklung quer durch den Raum.
Ein wirklich unangenehmer Typ vom Schlage eines Plantagenbesitzers.
Immer im Recht, immer Cholerisch, meist unter der Gürtellinie.
Zu der Zeit, es war um 2014 herum, betreute ich zwei von sieben Scrum Teams im Kontext von SAFe 4.2.
Meine Antwort darauf: “Weil jetzt 14 Leute jeden Tag 10 Stunden herumrätseln, was da eigentlich gemeint ist. Wie ich aus anderen Teams höre, ist es dort auch nicht besser.”
Selbst mir reicht es irgendwann.
Alle meine Versuche, diesem Menschen verständlich zu machen, dass Scrum nicht dafür geeignet ist, ein Produkt aus 1500 von Requirements Engineers vorbereiten Use Cases mit Verweisen auf mindestens genauso viele Dokumente, für die agile Softwareentwicklung zu nutzen.
Das ist ein bisschen so wie Rollrasen. Jeder Grashalm ist wie ein Requirement. Einfach ausrollen, fertig.
Scrum taugt nicht, bei klassischen Denkmustern
Scrum geht anders vor.
Scrum sät ein Korn und tut alles dafür, damit es wächst und gedeiht.
Scrum lebt davon, eben nicht genau zu wissen, wie das Produkt letztendlich beschaffen sein soll.
Keine exakten Vorgaben zu haben und zu fordern, dass alle Anforderungen zum Zeitpunkt X live gehen müssen.
Im Ergebnis hat sich etwas geändert.
Ich wurde gefeuert.
Schade für die Teams, aber ich habe mich nicht darüber geärgert.
Mal abgesehen von der Personalie, erlebe ich immer wieder, dass Unternehmen klar definierte Produkte mit eindeutigen Requirements und einer harten Deadline mit Hilfe von Scrum umsetzen wollen.
Wie in meiner Geschichte, ist Scrum dort noch nicht verstanden.
Scrum taugt nicht: Bessere Modelle
Solche Produkte passen aber nicht zu Scrum.
Nehmt den Wasserfall, das V-Model oder Kanban, aber nicht Scrum. Jedes dieser Modelle bietet unter diesen Vorbedingungen mehr Aussicht auf Erfolg.
Scrum lebt vom Unvorhersehbaren, vom Unbekannten.
Scrum lechzt vor Lust am Experimentieren und vom Besser werden durch Lernen.
Scrum will eine Idee, eine Vision als Input.
Scrum benötigt die technische Exzellenz der Teams und den Raum, um sich zu entfalten.
Scrum ist wie ein wildes Tier, das im Gefängnis aus vollständig definierten Requirements einen qualvollen Tod stirbt.
Ich bin überzeugt davon, für Unternehmen, in denen Scrum noch nicht verstanden wurde, taugt Scrum nix.
Also, lasst euch helfen,
damit es agil wird.
Frank Schatz
P.S.: Im Agile Circle sprechen wir auch über solche Themen und Erlebnisse. Mach mit.